Diese Fragen hat sich die 10d gestellt und viele interessante Antworten von einem Zeitzeugen aus der DDR bekommen.

Am 23.3.2023 erhielt die 10d von Gerd Zimmermann, Regisseur und Zeitzeuge, einen Zoom Call. Dieser klärte die Klasse über seine Fluchtversuche, die Manipulation und die Vorgehensweise der Stasi auf. Der sozialistische Staat, geprägt nach sowjetischem Vorbild hinterließ tiefe Spuren, die durch Unterdrückung zur Flucht zahlreicher Bürger: innen führte. Die Stasi spielte in dem Konstrukt eine wichtige Rolle, um die westlichen Kontakte und die vermeintliche Flucht durch Bespitzelung zu verhindern. Durch IM‘s (inoffizielle Mitarbeiter) gelang eine detaillierte Sammlung von Informationen zahlreicher Menschen.

In dem Gespräch mit dem berühmten Regisseur und ehemaligen DDR-Bürger, lernten wir einiges über die Manipulation in seiner Kindheit und Schulzeit. Das Kinderbetreuungssystem beeinflusste schon die jüngsten Einwohner: innen durch gezielte Erziehung zu perfekten Sozialisten. Auch außerhalb wurden durch Gemeinschaften (Junge Pioniere, Freie Deutsche Jugend) junge Menschen mit dem kommunistischen Gedankengut geprägt. In der Schule folgten bestimmte Vorteile für sozialistisches Benehmen. Die Noten von 1 (am besten) bis 5 (am schlechtesten) waren zwar ein Teil aber ausschlaggebend war die Beurteilung. Durch diese wurde entschieden, welche 10 Prozent der Klasse eine Genehmigung erhielt, um das Abitur machen zu dürfen.

Gerd Zimmermann war auch einer der Glücklichen. Er selbst gab zu, das System schon lange durchschaut zu haben. Ab dem Bau der Mauer habe der damalige Schüler gemerkt, dass etwas nicht gestimmt habe. Warum war es verboten „Mauer“ zusagen? Doch für Gerd war klar, dass er nicht länger in dieser Gemeinschaft leben wollen würde. So habe er ein paar Jahre später seine geheime Flucht geplant.

Die erste Option war das Flüchten über die Mauer, dabei war die Wahrscheinlichkeit zu sterben durch Grenzsoldaten, Wachhunde und die Maschinengewehre jedoch ziemlich hoch.

Zweite Option war die Ausreisebeantragung. Diese war aber nur ein schöner Schein. Durch die Beantragung auf eine Ausreise resultierten schlechte Bedingungen für die gesamte Familie in dem schon erschwerten Leben.

Dritte Option war die Flucht über Bulgarien nach Griechenland. Dort lag ein 5 km langes Grenzgebirge dazwischen, welches aber die beste Option gewesen sei.

Um den Plan in die Tat umzusetzen, beantragte er zunächst einen Skiurlaub in Bulgarien. Dort plante er dann seine weitere Flucht über das Grenzgebirge nach Griechenland.

Die Flucht scheiterte und endete in einem Berliner Gefängnis.

Im Gefängnis galt die Einzelhaft. In dieser Zeit habe man weder Besuch noch Briefe oder Zeitungen bekommen. 16 Stunden lang habe man sich nicht auf das Bett oder Boden hinlegen dürfen. Während der Haft war für viele Menschen die letzte Hoffnung, von der BRD freigekauft zu werden. Dieses Glück hatte auch Gerd Zimmermann.

Als Schlusswort betonte er, dass er seine Flucht niemals bereuen werde und alles 1 zu 1 gleich machen würde, da er nie wieder in einem solchen Land wohnen wollen würde. Die 10d dankt sowohl Herrn Zimmermann für seine Offenheit, als auch den Schüler:innen Keano Bircan, Paul Just, Elena Wunsch sowie Rüya Ergül für die Leitung und Vorbereitung des Gesprächs.