Integrierte Gesamtschule

Integrierte Gesamtschule2017-05-04T13:37:58+00:00

Was ist eine integrierte Gesamtschule?

Überblick

Zum Schuljahr 1973/74 wurde in Kaiserslautern die erste Integrierte Gesamtschule in Rheinland-Pfalz gegründet. Nach vier weiteren Gründungen ist die Integrierte Gesamtschule (IGS) seit dem 1. August 1992 Regelschule. Heute gibt es in Rheinland-Pfalz 54 Gesamtschulen. Gesamtschulen sind überwiegend vierzügige Schulen der Klassenstufen 5-10 und haben in der Regel eine Gymnasiale Oberstufe. Ziel der Gesamtschule ist es, die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, erfolgreich einen der folgenden Abschlüsse, die denen des gegliederten Schulsystem entsprechen, zu erreichen:

  • den Hauptschulabschluss (Berufsreife) nach Klasse 9

  • den Realschulabschluss (Qualifizierter Sekundarabschluss I) nach Klasse 10

  • die Übergangsberechtigung in die Gymnasiale Oberstufe

  • den schulischen Teil der Fachhochschulreife

  • die allgemeine Hochschulreife (Abitur)

Die Integrierte Gesamtschule bereitet auf eine betriebliche Ausbildung und auf Bildungsgänge an Universitäten und Fachhochschulen vor. In den Wahlpflichtfächern ab der Klassenstufe 7 erproben Schülerinnen und Schüler ihre Fähigkeiten und gelangen zu Erkenntnissen über ihre Neigungen und Stärken. Die Fächer Gesellschaftslehre ab der Klasse 5 und Arbeitslehre als Pflichtfach in der 8. Klasse sowie Betriebspraktika (in Klasse 8 und 12) ermöglichen Einblicke in die Berufs- und Arbeitswelt. Die für die Ausbildung, Studium und Beruf wichtigen Fähigkeiten, wie Teamarbeit und Selbstständigkeit sowie die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, werden in der Gesamtschule besonders gefördert. Methodentraining, Lernstrategien und Unterrichtsprojekte sind in den Jahresplänen fest verankert. Gesamtschulen öffnen sich für ihr Umfeld und ihre Region: sie nehmen außerschulische Lernmöglichkeiten wahr, suchen die Zusammenarbeit mit der Gemeinde oder dem Stadtteil, den Vereinen und Betrieben, sind präsent bei Festen und anderen kulturellen Veranstaltungen.
Bewährte Unterrichtsformen wie Freiarbeit, Wochenplanarbeit, Projektarbeit und fächerverbindendes Lernen, helfen diese Ziele zu verwirklichen. Schülerinnen und Schüler lernen miteinander und voneinander. Sie lernen Konflikte zu bewältigen und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Gesamtschulen legen Wert auf stabile soziale Beziehungen und Soziales Lernen. Da Soziales Lernen kein Produkt ist, das sich in Gesamtschulen schon deshalb automatisch einstellt, weil Kinder unterschiedlich sind, wird es als ein durchgängiges Prinzip bei Aktivität wie Klassenfahrten und Schüleraustausch, aber auch im Unterricht gefördert. Zu Beginn der Klasse werden grundlegende Arbeitstechniken vermittelt, das Kennenlernen der Kinder gefördert und der Gruppenfindungsprozess unterstützt. In „Team-Schulen“ unterrichten wenige Lehrkräfte einen ganzen Jahrgang über mehrere Jahre. Lehrerinnen und Lehrer arbeiten eng zusammen und sind Ansprechpartner für Schülerinnen und Schüler. Regelmäßige Teamsitzungen dienen der fachlichen und erzieherischen Kooperation.
Integrierte Gesamtschulen können auf 30jähriges intensives pädagogisches Arbeiten zurückblicken. Bei Neugründung einer Gesamtschule erhält eine Planungsgruppe vom Bildungsministerium den Auftrag, ein pädagogisches Konzept zu entwickeln: Sie orientiert sich dabei am aktuellen Stand der Erziehungs- und Fachwissenschaften sowie an den örtlichen Gegebenheiten und Erfordernissen. Gesamtschulen haben in besonderen Maße den Auftrag,

allen Kindern durch individuelle Förderung gerecht zu werden und ihnen damit optimale Entwicklungschancen einzuräumen. Schülerinnen und Schüler einer Klasse können an unterschiedlichen Aufgaben eines Themas arbeiten und haben die Möglichkeit, ihr Lerntempo selbst zu bestimmen.
durch gemeinsames Arbeiten und Lernen die soziale Integration zu fördern. Die Wertschätzung individueller Fähigkeiten und die Wahrnehmung sozialer Unterschiede können zur gegenseitigen Achtung und zum gegenseitigen Verstehen beitragen.

Zum Ende jedes Halbjahres besteht die Möglichkeit oder auch die Notwendigkeit eines Kurswechsels. Schülerinnen und Schüler mit deutlich erkennbaren Leistungsveränderungen in einem bestimmten Fach können nach Konferenzbeschluss in ein höheres oder ein niedrigeres Kursniveau umgestuft werden. Niemand wird also aufgrund seiner Leistungen aus dem Klassenverband ausgeschlossen. Ab der 8. Klasse werden die Eltern über die Abschlussmöglichkeiten ihres Kindes regelmäßig informiert und beraten. Eine Versetzung wird in der IGS erstmalig nach Klassenstufe 9 besprochen. Die Gymnasiale Oberstufe einer Integrierten Gesamtschule wird auf der Grundlage der Bestimmungen der Kultusministerkonferenz (KMK) und der Mainzer Studienstufe (MSS) organisiert. Vier rheinland-pfälzische Gesamtschulen haben sich für die Form der Profiloberstufe entschieden. Diese gibt den Schülern in den „Profilen“ inhaltlich sinnvoll verknüpfte Kurse vor und schafft damit für etwa die Hälfte der Unterrichtsstunden feste Lerngruppen.
In der IGS werden Kinder unterschiedlicher Herkunft, Begabung und Neigung in einer Klasse zusammengefasst. Dadurch wird gemeinsames Lernen über die Grundschulzeit hinaus bis zur 9. bzw. 10. Klasse möglich. In den Klassenstufen 5 und 6 werden zur besseren Förderung der unterschiedlich leistungsfähigen Schülerinnen und Schüler in einigen Unterrichtsstunden der Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik kleinere Gruppen gebildet. Ab Klassenstufe 7 können die Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrer Neigung und Begabungen im Wahlpflichtbereich aus einem breiten Angebot ihren eigenen Schwerpunkt setzen. Den unterschiedlichen Begabungen wird auch durch leistungsbezogene Kursbildung in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik Rechnung getragen. Damit ist noch keine Entscheidung über den Schulabschluss getroffen. In den Fächern Gesellschaftslehre und Arbeitslehre, Musik, Bildende Kunst und Sport sowie Religion oder Ethik werden die Schülerinnen und Schüler auch weiterhin gemeinsam unterrichtet.
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