Wer ist der beste Vorleser Alzeys beziehungsweise des Landkreises Alzey-Worms? Beim Regionalentscheid des 61. Vorlesewettbewerbs lesen die Sieger der Schulentscheide um die Wette.

Er hat die Jury überzeugt: Lasse Winzer liest beim Wettstreit mit anderen Schülern vor – und darf sich nun im Bezirksentscheid weiter messen.

ALZEY – Die erste Vorleserin macht sich auf den Weg zu einem einsamen Tisch ganz vorne im Sparkassen-Forum – und alle Augen sind auf die Schülerin gerichtet, die mit einem Buch in der Hand vor den Zuhörern Platz nimmt. Es ist der Kreisentscheid des Vorlesewettbewerbs 2019/2020 und zehn Schüler aus dem Landkreis lesen um die Wette, um den Landkreis Alzey-Worms in der nächsten Etappe vertreten zu dürfen.

„Vor Ihnen sitzen schon Doppelsieger“, erklärt Susanne Arnold von der Buchhandlung Machwirth den Zuhörern. Denn alle zehn Schüler haben sich bereits in ihren Klassen und Schulen durchgesetzt. Wer den Kreisentscheid gewinnt, kommt in den Bezirksentscheid. Wer dort überzeugt, darf am Landesentscheid teilnehmen und der Gewinner schließlich das eigene Bundesland vertreten und im Juli in Berlin beim Bundesentscheid vorlesen. Mitmachen dürfen Schüler der sechsten Schulklassen.

Die Alzeyer Buchhandlung veranstaltet den Regionalentscheid schon seit vielen Jahren, mehr als 25 Bezirkssieger hat Arnold selbst schon gekürt. „Ich genieße es heute noch, vorgelesen zu bekommen oder vorzulesen“, sagt sie. Dabei ist sie mit der Ausrichtung des Wettbewerbs nicht mehr so zufrieden wie noch vor einigen Jahren, als dieser noch zwei Sieger auf allen Etappen kürte – einen für Haupt- und Realschulen und einen für Gymnasien. Diese Trennung gibt es seit 2012/2013 nicht mehr.

Aus der Erfahrung Arnolds würden sich seitdem meist Gymnasiasten durchsetzen. Tatsächlich zeigt die Liste der Bundessieger der letzten Jahre, dass Schüler der Gymnasien wohl bessere Chancen zu haben scheinen.

Der Wettbewerb wird bereits seit 1959 jährlich von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels durchgeführt. Rund 600 000 Schüler beteiligen sich jedes Jahr. „Wer liest, gewinnt immer“, heißt es auf der Website des Vorlesewettbewerbs. Lesen fördere die Persönlichkeitsentwicklung, Vorlesen stärke darüber hinaus die sozialen und sprachlichen Fähigkeiten der Kinder.

Im Alzeyer Sparkassen-Forum werden Geschichten von Freundschaft, Abenteuern oder fremden Welten vorgelesen. Ihren Text durften die Kinder selbst aussuchen. In der zweiten Runde des Entscheides wird ein Fremdtext vorgelegt, an dem sich die besten Vorleser der ersten Runde versuchen müssen.

Die Jury hat es an diesem Tag nicht leicht. Schon nach der ersten Runde berät sie sich lange. Fünf Schüler müssen sich an fremden Text wagen. Lasse Winzer, der die Georg-Forster-Gesamtschule in Wörrstadt besucht, überzeugt die Jury schließlich. Wenn der Elfjährige vorliest, wirkt es, als kenne er die Worte des Textes auswendig. Den Fremdtext liest er souverän, lebendig und er schafft es sogar ab und zu, einen Blick ins Publikum zu werfen. Sichtlich erleichtert gibt der Elfjährige zu, doch ordentlich Kribbeln im Bauch gehabt zu haben, als es losging.

Das Lesen hat Lasse zu Hause vorgelebt bekommen. „Das hat er wohl von mir“, sagt seine Mutter und lacht. Eines seiner Lieblingsbücher hat er schon im Schulwettbewerb gelesen, für die nächste Etappe muss er sich ein neues aussuchen. Auswahl besteht aber genug. Alle zehn Vorleser sind mit einem Stapel Bücher nach Hause gegangen. Die Buchhandlung Machwirth, die Alzeyer Sparkasse und der Landrat haben dafür gesorgt, dass die Schüler genug Lesematerial für die nächsten Wochen haben.

(Von David Rech – 02.03.2020 – https://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/alzey/alzey/worrstadter-schuler-kommt-bei-vorlesewettbewerb-weiter_21336749)