Am Mittwoch, 19.4., haben 50 Schüler und Schülerinnen der Georg-Forster-Gesamtschule Wörrstadt die Rheinhessen-Werkstatt (RHW) der Nieder-Ramstädter Diakonie (NRD) besucht. Für viele von ihnen war es ein Tag voller neuer, interessanter Einblicke in die tägliche Arbeit der rund 140 Beschäftigten.

Dabei ging die Initiative von Simone Holdenried, Stufenleitung der 9. und 10. Klasse der Georg-Forster-Gesamtschule Wörrstadt, aus. Ihr war es wichtig, den Jugendlichen die Arbeit in einem sozialen Bereich näherzubringen. Und weil es im Wörrstädter Industriegebiet seit langem die RHW gibt, besuchten gleich mehrere Religionskurse der Gesamtschule diese Einrichtung. In zwei Gruppen bekamen die rund 50 jungen Menschen direkte Einblicke in die verschiedenen Arbeitsbereiche der Werkstatt, in denen rund 140 beeinträchtigte Menschen arbeiten.

Das ist die Rheinhessen-Werkstatt

Die RHW der Nieder-Ramstädter Diakonie gibt es seit über 20 Jahren. Die Werkstatt ist mittlerweile ein in der Region fest verwurzelter Dienstleistungsbetrieb. Dort arbeiten heute rund 140 Beschäftigte mit unterschiedlichen geistigen und körperlichen Einschränkungen. Zum Angebot gehören unter anderem die Bereiche Landschafts- und Gartenbau, Montage und Verpackung, Autoinnenreinigung, Küche und Kantine. Die RHW vermittelt zudem Arbeitsplätze für beeinträchtigte Menschen an externe Arbeitgeber.

Den wissbegierigen Schüler*innen der Georg-Forster-Gesamtschule zeigte die NRD an diesem Tag in erster Linie zwei Arbeitsbereiche, in denen Beschäftigte für das Humanmedizinische Mainzer Labor „Ganzimmun“ und das Diagnostiklabor „Medivere“ (ebenfalls Mainz) konfektionieren – eine anspruchsvolle Tätigkeit, die volle Konzentration abverlangt. Der Arbeitsbereich „Service inklusiv“ zeigte den Versand von Broschüren für das Unternehmen „klicksafe“, das zum Verbund „Insafe“ gehört, der sich in 30 europäischen Ländern für ein sicheres Internet für Kinder einsetzt. In einem weiteren Arbeitsbereich der RHW lernten die jungen Menschen, wie die Beschäftigten mit sogenannter „unterstützter Kommunikation“ arbeiten. Eunice, die in diesem Bereich arbeitet und nicht lautsprachlich kommunizieren kann, verabschiedete die Besucher*innen mit ihrem „Talker“, der für sie „tschüss“ sagte.

„Ich hatte keine Vorstellung!“

Selbstverständlich kamen dabei auch persönliche Kontakte zwischen Beschäftigten und den Besucher*innen zustande. So erklärte zum Beispiel NRD-Klient Steffen den Schüler*innen mit Gebärden, dass er demnächst in den Urlaub fliege und dann nicht arbeiten gehen könne. Nach der ausführlichen Begehung der RHW konnten die Schüler*innen Fragen stellen. So wollte eine Schülerin von einer Beschäftigten wissen, warum diese in der RHW arbeite? „Um Geld zu verdienen und um nicht daheim rumzusitzen“, war die prompte Antwort. „Ich hatte keine Vorstellung, was in einer Werkstatt gearbeitet wird“, gestand die Schülerin. „Toll, dass hier wirklich jeder Arbeit hat!“

Für Anja Leibrich, die gemeinsam mit ihrer NRD-Kollegin Dorina Wagner durch die Räumlichkeiten führte, war es ein „richtig gelungener Tag“. Bemerkenswert sei gewesen, dass die jungen Besucher*innen auffällig ruhig und zurückhaltend gewesen seien: „Der heutige Tag hat uns auf wunderbare Weise gezeigt, dass es noch viel Rede- und Aufklärungsarbeit gibt, was das Verständnis für Menschen mit Behinderung angeht. Gerne können sich Interessierte bei uns melden, wenn auch sie einmal Einblicke in die tägliche Arbeit der RHW und deren Beschäftigten bekommen möchten.“ Die RHW bietet zudem jungen und interessierten Menschen die Möglichkeit eines Schüler-Praktikums und eines FSJ, eines Freiwilligen Sozialen Jahres. Die Initiatorin des Besuchs, Simone Holdenried, und die NRD waren sich am Ende einig: So ein Besuch wird bald wiederholt!